Das war nicht immer so, obwohl ich mich „geplantes“ Wunschkind nennen darf.
Denn nach der Hochzeit und der zeitgleichen Hofübernahme meiner Eltern, folgte der Wunsch nach einem zweiten Kind. Dieses Kind soll, wenn möglich ein strammer Junge werden, der dann später den
Hof übernehmen sollte. Laut einer romantischen Erzählung meiner Eltern planten sie meine Ankunft zu Weihnachten, denn das Geld war knapp, und ein gesunder Stammhalter wäre doch das schönste
Geschenk zu Weihnachten, deshalb sollte ich ein „Christkind“ werden. Am 21.12.1974 erblickte ich planmäßig das Licht der Welt. Obwohl ich ein Mädchen war, war die Freude groß. Aus dem Stammhalter
Michael, (der Name meines Großvaters) wurde ich eben Michaela getauft. Das große Vorhaben meiner Eltern mich zu einem verantwortungsbewussten und fleißigen Menschen zu formen, schränkte mich in
meiner Unbeschwertheit von Anfang an ein. Ich musste früh für mich und sämtliche Arbeiten im Haus und Hof, Verantwortung übernehmen. So durfte ich nicht allzu lange einfach nur Kind sein. Auch
das Geschlecht spielte absolut keine Rolle mehr, denn meine Kraft und Ausdauer stand dem meines Vaters um nichts nach. Ich wusste es nicht besser,
ich hatte keinen Vergleich und deshalb wurden die Ansichten und Wahrheiten meiner Eltern auch die meinen. Früh wurde mir klar, Liebe und Aufmerksamkeit ernte ich Großteils durch Fleiß und
Gehorsam. Dankbarkeit wurde damals auch schon ganz großgeschrieben. Hörte ich doch täglich von meinen Eltern:
“Wir tun das alles nur für dich, denn du wirst das alles einmal bekommen.“
Wir sind immer auf dem Weg, das heißt wir sind immer in Bewegung. Wir hetzen von einem Termin zum nächsten. Arbeit, Kinder, Partnerschaft, Freunde – alles wollen wir unter einen Hut bringen, letztlich vergessen wir uns selbst, den wichtigsten Menschen in unserem Leben. Wir strampeln uns ab, um den anderen gerecht zu werden, um erfolgreich zu sein, um den Erwartungen zu entsprechen. Doch plötzlich passiert etwas Unvorhergesehenes, etwas Schmerzliches: Krebs! Eine Krankheit die sofort Todesängste hervorruft. Unser kleiner Sohn war gerade 3 Monate alt, als mein über alles geliebter Vater die Diagnose Magenkarzinom erhielt. Ab diesem Moment hing eine finstere Wolke über unserer Familie. Acht Monate begleitete ich liebevoll meinen Vater, Tag für Tag verweilte ich an seiner Seite, führte Arztgespräche oder hielt einfach nur seine Hand. Diese schreckliche Zeit beinhaltete Nierenversagen durch die Chemo,
eine Entfernung des gesamten Magens, Übelkeit, Erbrechen und ständiger Gewichtsverlust (in Summe 35 Kilo), tägliches Hoffen auf Besserung, unaufhörliches Suchen nach alternativen Heilverfahren. Doch wir verloren den Kampf und meinem Vater kostete dieser schreckliche Krebs das Leben. Viel zu früh im 67. Lebensjahr musste ich meinen Vater in Liebe gehen lassen. Noch nie zuvor fühlte ich eine solche Trauer in mir. Es war bzw. ist der größte Verlust in meinen bisherigen Leben. In Dankbarkeit gelang es mir ihn loszulassen. Der Schmerz einen so wundervollen Vater verloren zu haben begleitete mich lange Zeit. Heute kann ich behaupten:
„Der Schmerz vergeht, aber die Liebe bleibt.“
Ab diesem Zeitpunkt gestaltete sich mein Leben noch anstrengender, denn nun musste ich ohne den Rat und die Hilfe meines Vaters, Haus und Hof betreuen, Entscheidungen alleine treffen und für
meine Mutter da sein, auch meine Partnerschaft und meine drei Kinder sollten nicht zu kurz kommen. So lief ich wie ein Hamster im besagten Hamsterrad. Bis ich feststellen durfte, dass es so nicht
weitergehen kann, denn meine massiven Kreuzschmerzen wurden von Tag zu Tag intensiver und beeinträchtigten meine Lebensqualität enorm. Zu Beginn suchte ich einige Ärzte und Therapeuten auf,
keiner konnte mir diesen Schmerz nehmen. Heute höre ich bewusst auf meinen Körper und erkenne seine Botschaft zu verändern und positiv und schmerzfrei durchs Leben zu gehen. Es ist ein gutes
Gefühl festzustellen, dass es mir immer mehr gelingt mein eigenes Leben – nach meinen eigenen Vorstellungen leben zu können, nicht jenes, dass sich andere von mir erwarten.
Wie denke ich HEUTE über mich? Wie denke ich HEUTE über meine Fähigkeiten? Wie denke ich über meine Chancen? Wie denke ich über andere? Wie glaube ich, dass es ist? Wie habe ich bis jetzt gelebt?
Halte nichts für unmöglich, denn das Leben ist so wunderbar, dass in ihm alles möglich ist!
Seit ich selbst das Mentaltraining täglich in mein Leben einfließen lasse, habe ich unglaublich positive Erfahrungen machen dürfen. Mein Leben hat sich grundlegend verändert. Ich nehme die
schönen Dinge viel intensiver wahr, nehme mir bewusst mehr Zeit für mich und genieße mein Leben – ohne schlechtes Gewissen. Ich empfinde mein Leben als unbeschwert und leicht, denn ich schenke
dem Negativen weniger Aufmerksamkeit als früher. Sogar Tätigkeiten, die früher keinen Spaß machten, gehen mir heute – mit der richtigen positiven Einstellung leichter und schneller von der Hand,
sie machen mittlerweile sogar Spaß. Auch der Umgang mit meinen Mitmenschen hat sich zum Positiven entwickelt. Ich urteile weniger, fokussiere mich auch hier auf die guten Eigenschaften meines
Gegenübers, versuche jeden so anzunehmen wie er/sie ist. Ich bin mehr in meiner Mitte. Täglich darf ich mit Begeisterung feststellen, wie einfach es ist, sich die Kraft der positiven Gedanken zu
Nutze zu machen und glücklich und zufrieden zu sein.
Ich bin von ganzem Herzen dankbar.
„Es ist nicht genug, zu wissen, man muss es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muss es auch tun."
(J.W. Goethe)